„Was wir brauchen, sind Männer die bereit sind ihr Leben für das Imperium zu geben. Was wir brauchen sind Helden und Legenden für die Medien, damit der einfache Bürger dem Helden nacheifern kann.“ Moff Ulan holte tief Luft und ließ die Worte im Raum hängen. Die schwach beleuchtete Kammer stank nach Qualm und würzigem Ale. Die Zwölf Männer um Ihn herum wirkten wie versteinerte Statuen aus einem antiken Mosaik und nur der Rauch ihrer glimmenden Zigaretten ließ Ulan wissen, dass es die Ratsmitglieder überhaupt gab. Das schwere Doppelkinn von Großmoff Jemadi bewegte sich träge und die Worte aus seinem Mund hingen wie Blei in der Luft.
„Wollen sie, verehrter Ulan, dass wir uns einfach so ein paar Helden aus dem Ärmel zaubern?“ Schwaches Gelächter plätscherte durch den Raum und Ulan nickte schlicht. Der fette Jemadi hatte es erfasst. Ein Jammer, dass dessen Bett heute eine unangenehme Überraschung für ihn bereithalten würde, wenn er nach Hause kam.
„Exakt Großmoff. Genau das müssen wir tun. Einen weiteren Krieg gewinnen wir nicht durch Zahlenstärke, Rohstoffe oder Diplomatie. Sondern durch Taktik, Moral und Technologie. Die Stärken des Imperiums liegen dort und nirgendwo anders.“Diesmal lachte Niemand. Hätte ein Inquisitor des Imperators am Tisch gesessen, hätte man wohl dabei zusehen können, wie Ulan am Boden liegend nach Luft röchelte. Aber er war - verdammt noch mal - ein Realist und sprach aus was er dachte. Er war kein fanatischer Trottel , der im Glauben an die Unbesiegbarkeit des Imperiums in seinen eigenen Tod rannte.
Dummerweise brauchte das Imperium genau solche Trottel.
„Ich sah einmal eine Holo-Aufzeichnung eines Sturmsoldaten, welcher in mehrfach durchschossener Brustpanzerung und brennendem Körper mit der imperialen Flagge einen von Feinden besetzten Hügel stürmte und die Farbe des Imperiums in feindlichen Boden stieß.“ Ulan lächelte schwach und sein faltiges Gesicht nahm beinahe väterliche Züge an. Niemand paffte mehr an den Zigarren und 24 Augenpaare waren auf Ihn gerichtet.
„Der Mann war natürlich sofort tot. Aber seine Kameraden waren so angespornt von dieser Tat, dass sie letztendlich die vierfache Feindübermacht vernichteten. Die Holo-News ging durch den gesamten Outer Rim bis zu den Kernwelten der Republik. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die Moral der Republik nach der Niederlage so am Boden war, dass unsere Armeen nur so über das Rim hinwegfegten.“ Ulan machte eine kleine Pause und ließ seinen kühlen Blick über jedes einzelne der Gesichter im Raum wandern, ehe er fortsetzte.
„Unterschätzen sie niemals die Macht der Moral meine Herren. Wenn wir auf den neu eroberten Welten des Krieges rekrutieren wollen, dann müssen wir der Galaxis zeigen, WAS das Imperium ausmacht. Wir müssen den neuen Bürgern des Imperiums zeigen, dass WIR Stärke, Disziplin und Ordnung repräsentieren und das UNSERE Soldaten tagtäglich heldenhaft für diese Prinzipien kämpfen.“ Ein vereinzelter Klatscher klingelte in Ulans Ohren und noch bevor er Merissa ansehen konnte, kicherte die Propagandaministerin in ihrer schmerzhaft hohen Stimme.
„Fantastisch Herr Ulan. Und sie haben auch eine solche Truppe für uns? Soweit ich weiß, sind die meisten Helden des Krieges entweder hier, in Rente oder verdingen sich als Söldner für Unterweltbosse und andere Gangster.“ Ulan schüttelte nur den Kopf und zog langsam das Datapad aus seiner Tasche. Das metallene Gerät schlitterte über die Oberfläche des Tisches bis zu Merissa hinüber. Sie runzelte die Stirn und dann entstellte ein grausam schönes Lächeln ihr Puppengesicht. Beim Imperator. Er hasste dieses blondgelockte Miststück.
„Sturmregiment Kaas?“ Ihre Stimme war auf einmal gar nicht mehr schrill und nervtötend.
„Exakt. Sie können damit arbeiten ja?“ Merissa schüttelte nur den Kopf.
„Fast alle Mitglieder des 17ten Regiments sind tot und einer der wenigen noch Lebenden sitzt hier mit uns am Tisch soweit ich weiß. Der Rest an Veteranen verkauft sich für den Meistbietenden auf Nar Shadar. Legendär oder nicht . Das ist Müll.“´Einen Strick! Ich brauche einen Strick´, dachte Ulan bei sich, lächelte äußerlich aber unberührt weiter.
„Sie sind die Propagandaministerin. Das ist ihr Job. Das 17te gehörte zu den Besten und das wissen sie alle. Der Name allein wird bei unseren Feinden alptraumhafte Erinnerungen wachrufen. Der Name allein wird genügen um das Regiment binnen eines Monats wieder auf volle Stärke zu bringen.“Großmoff Jemadi paffte kräftig an seiner dicken Zigarre, ehe er den Stummel ausdrückte und Ulan mit seinen Schweinsäuglein fixierte. Die meisten beunruhigte dieser Blick, aber Ulan war nach zehn Jahren mittlerweile daran gewöhnt.
„Sie wollen, dass wir eine Legende neu erschaffen ja? Und sie glauben eine Bande aus Rekruten, Grünschnäbeln und alten Tattergreisen kann diesem Ruf gerecht werden? Was wenn das neue Sturmregiment versagt Ulan? Auch die Imperialen Holo –News können Niederlagen nicht in Siege verwandeln.“Das war der Knackpunkt. Jemadi hatte Recht aber Ulan sah keinen anderen Ausweg. Ein Reich regiert nur solange seine Bürger glücklich damit sind regiert zu werden und eine Armee kann nur siegreich sein, wenn sie mit Überzeugung hinter der Sache steht. Er nickte langsam.
„Wir werden die richtigen Leute brauchen um die Legende zu formen Großmoff. Und ich kenne genau die richtigen für diesen Job.“