17. Sturmregiment Kaas
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 Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks

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Saph

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BeitragThema: Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks   Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks EmptySo Jul 27, 2014 1:21 pm

Als Saphire die Weiten eines schier endlosen Dschungels vor sich erblickte, stellte sich ein seltsames Gefühl bei ihr ein. Wenige Stunden zuvor, war sie noch vollstens motiviert einige Piratennester auszuhebeln, doch nun war sie zusammen mit ihrer Truppe auf einem Mond des Hoyjan-Systems abgestürzt. Das was vom Schiff übrig war, taugte nicht für die Weiterreise. Es hatte eine wunderbare Schneise in den Dschungel gerissen, die aber sicher bald wieder zuwachsen würde. Saphire selbst hielt sich auf einer Anhöhe auf und sah, wie die Sonne unterging. Ein merkwürdiger Anblick, wie sie empfand, hatten doch die wenigsten Monde eine Eigenrotation, die so etwas erlaubten.
An der Absturzstelle versuchten Captain Thrace vom 181sten mit den Einsatztruppen ein Nachtlager aufzuschlagen. Eigentlich sollte man sich in Besh einfinden um sich dort bereit zu machen. Vermutlich würde ihr Nicht-Eintreffen schon aufgefallen sein und eine Suche nach ihnen veranlasst. Es schien in diesem Sektor keine Piraten zu geben. Nur Wildtiere, die hin und wieder einen Busch rascheln ließen. Eigentlich war Ihre Position nutzlos, denn außer den Baumkronen konnte sich kaum etwas erkennen. Captain Thrace hatte jedoch auf die Sicherung des Lagers bestanden und viel mehr Sicherheit konnten sie und Master Sergeant Blex, der ihr den Rücken frei hielt, den Soldaten nicht geben.

Die Temperaturanzeige ihrer Anzugsensoren, schlug immer noch in Richtung 40 Grad Celsius aus. Sie wusste, dass ihre Kampfanzüge kaum für derartige Dauerbelastungen gedacht waren. Die Thermobatterien würden irgendwann versagen und dann würde es sich wie in einen Kochtopf anfühlen. Sie hoffte darauf, dass vorher eine Rettungsmannschaft aus Besh eintraf. Vorsichtig nahm sie ihren Helm ab und blickte hinein. Sofort schlug ihr die drückende Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit ins Gesicht. „Verdammt.“, murmelte sie leise vor sich hin, denn im Inneren des Helms hatte sie bereits etwas Feuchtes Gespürt. Es war Blut. Nicht viel, aber doch deutlich erkennbar. Langsam fuhr sie sich an die Schläfe, dort wo sie beim Absturz durch die Turbolenzen mit ihrem Helm gegen eine Metallplatte des Schiffs geschlagen war. Sie zog ihren Handschuh aus und klinkte Ihr Medikit am Gurt aus. Wenige Minuten später, hatte sie sich einen Verband um die Stirn gewickelt, nahm noch einen Schluck aus ihrer Feldflasche und setzte den Helm wieder auf.

Während sie über den Dschungel sah, kamen ihr die Erinnerungen an ihre sogenannte Kindheit wieder. Die Söldnerorganisation, die sie und viele andere Kinder ausgebildet hatte, hatte sie vor vielen Jahren auch einmal auf eine Dschungelwelt entlassen. Überlebenstraining, nannten sie das und wer überlebte, war würdig genug gewesen, wieder auf die Raumstation zurück zu dürfen um in deren Namen zu morden und zu töten.

Sie waren etwa 20 Kinder zwischen Zwölf und Vierzehn Jahren, mit nicht mehr am Leib als die Einheitskleidung und einen Kompass in der Hand. Als die Luke des Gleiters aufging, der über eine ihr fremde Landschaft flog, sah sie die endlose Weiten an exotischen Bäumen – etwas dass ihr Instructor als Dschungel bezeichnete. Der bärtige Mann, der gerade die Seitentür des Gleiters im Flug aufgemacht hatte erklärte den anwesenden Kindern die Regeln. Man würde sie mit einem Fallschirm abwerfen, in eine Welt frei von Zivilisation und Technik, wo nur das Recht des Stärkeren gelten würde. Man sollte eine Basis im Norden erreichen und gab die Koordinaten dazu mündlich durch. Dafür war auch der Kompass gedacht, der neben den Himmelsrichtungen auch Breitengrade dieser Welt anzeigte. Beim Ziel versprach man den Kindern Nahrung und Unterkunft, doch wer nach 2 Wochen nicht dort sein würde, würde als tot eingestuft werden und diesen Ort nicht wieder verlassen. Saphire ahnte, dass darin eine besondere Grausamkeit lag, hatte doch jeder von ihnen einen Ortungschip implantiert bekommen. Trotzdem würden vielleicht einige, wenige Kinder verzweifelt genug sein, um diese Art der Freiheit dem Leben bei der Söldnerorganisation vorzuziehen.
Saphire strich sich durch ihre kurze Burschenfrisur und legte den Fallschirm an. Bald darauf ertönte das Kommando zum Absprung und wer dem nicht folgen wollte, wurde heraus getreten, ob nun mit oder ohne Fallschirm. Sie war eine von 4 Mädchen, mit 12 Jahren jedoch die Jüngste. Die Organisation wählte die Kinder für diesen Einsatz nicht wahllos aus, sondern auf Grund ihrer Leistungen im Training. Sie verkauften es ihr doch sogar noch als Belohnung, als Abwechslung vom tristen Alltag auf der Raumstation. Vermutlich waren sie sogar eingeschnappt, weil sie sich nicht artig für diese Gelegenheit bedankt hatte, da unten drauf zu gehen. „Nummer 12!“, rief der Instructor und Saphire wusste, dass sie gemeint war. Reflexartig sprang sie auf und lief zur Luke. Der Blick nach unten jagte ihr von dieser Stelle noch etwas mehr Angst ein als vom Sitz aus. Der tropische Wind prügelte auf ihre Kleidung ein und ließ sie wie wild flattern. Die Höhe aus der sie springen sollte, ließ sie für einige Augenblicke zögern. „Mach schon!“, schrie ihr Instructor und gab ihr einen leichten klappst gegen den Fallschirmrucksack. Saphire konnte sich noch halten, wusste aber, dass sie keine weitere Aufforderung erleben wollte. Sie kniff die Augen zusammen und sprang.
Das junge Mädchen schrie und strampelte, fast so als wollte sie auf der Luft laufen, doch als der Boden und die Baumwipfel immer näher kamen, überkam sie die Erkenntnis, dass das wenig Sinn hatte. Sie zog an der Fallschirmschnur. Ein Gefühl der Erleichterung machte sich in ihr breit, als dieser sich öffnete und sie mit gemäßigter Geschwindigkeit zu Boden brachte.
„Sergeant Morrison?“, tönte es auf einmal durch ihren Funk, der sie aus den Erinnerungen riss. Es war Master Sergeant Blex, der eine ungewöhnliche Bewegung registriert haben wollte. Es würde eine der zahlreichen Fehlalarme des Abends sein. Alles was ihr vorerst blieb, war die Hoffnung auf Hilfe.
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BeitragThema: Re: Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks   Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks EmptyMo Jul 28, 2014 1:17 pm

Saphire hatte in ihrer Agentenzeit eine wichtige Lektion gelernt: Ab einer bestimmten Menge ist alles tödlich. Und so wie es am 2. Tag regnete, hoffte sie, dass man aus den Bäumen des Dschungels nicht rasch ein U-Boot bauen musste. Obwohl man nicht im Kampfeinsatz war, gab es immer was zu tun. Das war auch gut so, denn es lenkte sie von den leichten Pochen in ihrem Kopf ab, der hin und wieder als Schmerz aufblitze. Fast gebetsmühlenartig beschwor sie sich, dass es ihr gut ging. Vielleicht etwas Schlaf, dann würde es schon wieder, doch wenn sie ehrlich zu sich sein würde, wusste sie, dass sie eine leichte Gehirnerschütterung beim Absturz erlitten hatte. Die kurze Erfrischung unter dem Wasserfall einer nahe gelegenen Wasserstelle hatte ihr gut getan. Khalb und Vinni hatten sie zur Sicherheit begleitet, denn sie wusste durchaus eine fremde Dschungelwelt mit einer Portion Respekt entgegen zu treten. Eine Einsicht, die Khalb vielleicht erst noch lernen musste, als er in Frage stellte, warum man immer mindestens zu dritt sein sollte, wenn man solche Ausflüge machte. Ihre Rüstung konnte sie nicht länger vor den tropischen Temperaturen schützen und so war ihr kurzer Ausflug im Körperanzug unter dem Wasserfall so ziemlich die angenehmste Erfahrung, die sie hier seit dem Absturz gemacht hatte.
Saphire fühlte sich erschöpft, hatte ihre Rüstung nun neben ihren Rucksack ins Zelt gelegt. Ihr Körperanzug war die bessere Alternative geworden, war dieser doch im Innenleben aus Materialen gefertigt, die große Hitze und Kälte abmildern konnten. Etliche andere Soldaten versuchten ebenfalls im Zelt Schlaf zu finden, während der Regen darauf prasselte und Blitze immer wieder vom Himmel herabstießen. Mehr als eine Iso-Matte aus ihrem Gepäck, sollte ihr nicht als Bett dienen. Es dauerte kaum Minuten, da war sie bereits eingeschlafen. Jetzt wo die Temperaturen erstmalig unter 30 Grad sanken, fiel es ihr auch deutlich einfacher.

Es war ein Traum, aber auch eine Erinnerung, der sie sogleich einholte. Sie war wieder zwölf und fand sich auf einer Welt wieder, die sie noch nie zuvor in ihren Leben gesehen hatte. Eine Landschaft, die von fremdartigen Bäumen und exotischen Gewächs nur so überwuchert war.
Ihr Fallschirm hatte sich im Wipfel einer Baumkrone verfangen. Von einer geplanten Landung konnte keine Rede sein. Schließlich hatte sie einen Fallschirm noch nie bedient. Vermutlich war es einfach nur Glück, dass sie nicht so unglücklich herunter kam, dass sie von einen der Äste aufgespießt wurde.  Als sie sich vom Fallschirm befreit hatte und nach oben zur Baumkrone hinauf gestiegen war, bemerkte sie die anderen Kinder, die wie ein kleiner Schwarm mit ihren Fallschirmen überall verteilt im Dschungel nieder gingen. Der Wind und trieb die meisten jedoch relativ weit weg von ihr, so dass sie sicher einen längeren Fußmarsch vor sich hatte, wollte sie zu ihnen  gelangen. Saphire seufzte leicht und machte sich allmählich an den Abstieg. Selbst das wurde für sie zu einer kleinen Herausforderung, denn Bäume kannte sie, wenn überhaupt nur aus Büchern. Sie war noch nie auf einen hinauf geklettert, also wusste sie erst recht nicht, wie sie von einen herunter kam. Letztendlich improvisierte sie, umklammerte den Hauptstamm so fest sie konnte und ließ sich langsam daran herunter. Die Rinde war relativ glatt, was gut war, da sie sich so daran nichts aufscheuerte, aber auch schlecht, da der Halt somit schwer fiel.
Unten angekommen bemerkte sie erst, wie hoch die Bäume hier wuchsen. Sie wagte eine Schätzung und wusste danach trotzdem nicht ob die angenommenen 20 Meter übertrieben waren. Der Boden war braun und kaum bewachsen. Zu wenig Sonnenlicht drang dafür hindurch. Es war seltsam, aber sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte mal mit der Hand nach Erde greifen konnte. Sie fühlte sich fast glücklich hier zu sein, bis sie realisierte warum sie hier war. Saphire schrak auf und versuchte sich auf ihr Ziel zu fokussieren. Die warme, drückende und feuchte Luft setzte sich sofort auf ihrer Haut und Kleidung ab. Das Gefühl von Freiheit, dass in den ersten Minuten hier überwog, wich nun langsam der Erkenntnis wie unangenehm es hier eigentlich war. Sie holte ihren Kompass hervor und richtete sich nach Norden aus.
Schon nach den ersten Metern Fußweg bemerkte sie dass der Dschungel voller Geräusche war. Von überallher drangen Tierlaute zu ihr durch, meistens jedoch von vogelähnlichen Wesen. Zumindest hoffte sie, dass es vogelähnliche Wesen waren. Immer wieder sah sie sich um. Schon ein einfaches Knacken von Ästen in der Ferne ließ sie aufschrecken und regelrecht erstarren. Es war fast so, als hoffte sie, dass wenn sie sich nicht bewegte, wilde Tiere sie für einen Baum hielten. Sie lebte auch auf der Station jeden Tag mit einer gewissen Art von Angst, doch die Angst, die sie hier verspürte war anders. Hier ging es um Leben und Tod, nicht um eine harte Bestrafung, wie sie ihr auf der Station bei den Ausbildern drohte. Mit dem Mut der Verzweiflung ging sie weiter und hetzte immer wieder hinter einem Baum in Deckung, wenn ein Geräusch in der Nähe sie aufschreckte.

Der Dschungel schien endlos zu sein, doch nach der ersten Stunde Fußmarsch erlebte sie eine angenehme Abwechslung. Ihr sturer Weg nach Norden führte sie durch ein Gebüsch, hinter dem sich eine Wasserstelle befand, gespeist von einem malerisch schönen Wasserfall. Nicht so tosend wie die, die sie aus ihren Lehrbüchern kannte, sondern ein kleiner, feiner Strahl, der vor sich hinplätscherte. Saphire lächelte erleichtert. Endlich schien ihr hier etwas Gutes zu widerfahren. Sie hatte Durst und schwitzte. Ohne zu zögern lief sie unter den Wasserfall und hielt ihre Hände darunter. Das Wasser im Becken reichte ihre bis knapp unter die Hüfte. Ihr war nicht einmal der Gedanke gekommen, ob das Wasser überhaupt trinkbar war. Was wie Wasser aussah musste auch so sein wie Wasser – eine kindliche Sicht der Dinge. Hastig schaufelte sie die Flüssigkeit von den Händen in ihren Mund und stellte sich schließlich unter. Ihr war egal, dass ihre Kleidung klitschnass wurde, denn sie war ohnehin reichlich durchgeschwitzt. Es war kühl, erfrischend und angenehm. Hier konnte sie es aushalten, doch während sie die Augen schloss und sich vom kühlen Nass berieseln ließ, vernachlässigte sie ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung.
Als sie ihre Augen das nächste mal öffnete, sah sie sich mit einem Wesen konfrontiert, dass sie gierig musterte. Ein vierfüßiges Untier, von fast 2 Meter Größe und 5 Meter Länge. Es hatte Krallen und Zähne, scharf genug um sich durch Fleisch zu bohren. Die Haut war kohlschwarz und beinah schuppig, wie bei einem Drachen. Zwei glutrote Augen starrten sie an und auch wenn das Tier vermutlich nur gekommen war um etwas zu trinken, so war ein kleines Menschenmädchen anscheinend doch ein willkommener Bonus.

Saphire schreckte aus ihren Traum auf. Ihr Herz pochte und sie spürte, dass der Traum Realität gewesen war. Sie wusste nicht wie lange sie geschlafen hatte, aber sie fühlte, dass es noch lange nicht genug war. Ihr blieb nur zu hoffen, dass ihre Erinnerung sie nicht noch einmal in ihren Träumen einholen würde.
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BeitragThema: Re: Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks   Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks EmptyDi Jul 29, 2014 2:20 pm

Drei Tage hatte man nun schon auf der Dschungelwelt verbracht – real waren es vermutlich etwas mehr, denn die Umdrehung des Mondes kam Saphire etwas langsamer vor als Dromund Kaas. Die Aufräumarbeiten im Lager gingen nach den schweren Regenfällen nur schleppend voran. Bei einigen Soldaten hatten sich Ausfallerscheinungen gezeigt. Sie waren unkonzentriert, fühlten sich schlapp. Am Schlimmsten hatte es wohl den jungen Khalb erwischt, der eine Bisswunde nicht hinreichend versorgt hatte und nun mit Fieber und Krämpfen kämpfte. Saphire war um seinen Zustand besorgt, auch wenn sie darauf baute, dass er wieder fit werden würde. Es wäre eine Schande gewesen, wenn ein Soldat, noch dazu Lorsas Sohn, unter diesen Umständen umkommen würde. Sie selbst hatte ihre Grenzen kennen gelernt, wusste was sie sich zumuten konnte und was nicht, doch nicht jeder behielt im Dschungel bei tropischen Witterungen einen kühlen Kopf.
Und während die Nacht über das Lager Einzug hielt, legte Saphire sich in ihren Körperanzug schlafen. Ohne dieses kleine Beiwerk, so wusste sie, hätte sie es schwer gehabt überhaupt Schlaf zu finden. Sie fragte sich, wie sie es nur damals ausgehalten hatte, als sie als kleines Mädchen auf solch eine Welt abgesetzt wurde, mit leeren Händen und nichts als gewöhnlichen Stoff am Leib.

Einer Bestie zu begegnen, von der man nicht wusste ob sie Feind oder Freund war, war für Saphire damals auch keine angenehme Erfahrung gewesen. Dass ein kleiner Wasserfall dabei auf sie plätscherte nahm sie schon gar nicht mehr wahr. Ihre ganze Konzentration galt dem Tier, das sich an sie heran geschlichen hatte. Es lechzte und knurrte und sie wusste, dass die nächste Bewegung über Leben und Tod entscheiden konnte. Sie war starr vor Angst. Vermutlich vergingen nur einige Sekunden, in denen sie dem Tier in die Augen sah, versuchte seine Gedanken zu lesen, doch ihr kam es damals wie eine Ewigkeit vor.
Schließlich rang sie sich zu einer Bewegung durch. Ein hastiger Sprung aus dem Wasserbecken, welcher das Wesen zum Angriff verleitete. Es platschte knapp hinter ihr ins Wasser und vermutlich trennte sie nur eine Sekunde Reaktionszeit davon, in diesem Moment von der Kreatur als Nahrung gerissen zu werden. Saphire warf sich über den felsigen Rand des Wasserbeckens, rollte sich ab und begann zu laufen. Zum ersten mal, erwiesen sich die Sportübungen, die sie auf der Station machen musste, als wirklich hilfreich. Von da an rannte sie um ihr Leben, die Kreatur dicht hinter sich. Ihr wurde klar, auf dieser Welt würde sie stets die Beute sein.
Mit ihren kurzen Beinen konnte sie keinen Vorsprung gegen das Tier aufbauen. Es war ihr in jeder Hinsicht körperlich überlegen und lediglich ihr Zick-Zack Kurs durch die Baumreihen verhinderte noch, dass sie gefasst wurde. Schon nach den ersten Metern wurde sie ihr klar, dass sie damit auf Dauer nicht davon kommen würde. Ihre Lungen brannten und verdeutlichten ihr, dass sie das Tempo nicht lange halten würde. Zu wenig war ihr Körper die Bedingungen auf dieser Welt bewohnt. Tränen liefen ihr aus den Augen und mit dem Mut der Verzweiflung peilte sie einen größeren Baum vor sich an. Sie sprang daran und schien ihn die ersten beiden Meter fast mit ihren Füßen hinauf laufen zu können, bevor sie die Schwerkraft einholte und sie den weiteren Weg mit Händen und Füßen hinauf kletterte.
Augenblicke später erschütterte der große Baum unter dem Aufprall der Bestie leicht, dessen Klaue Saphires rechten Fuß nur um wenige Zentimeter verfehlte. Sie verlor fast den Halt, doch durch eine Mischung aus Glück und Können hielt sie sich am Baumstamm fest und legte auch die letzten Meter bis zu den ersten Ästen zurück. Das Wesen versuchte ihr zwar auf den Baum zu folgen, doch konnten die Krallen das Eigengewicht nicht tragen, mit dem es sich den Stamm hinauf bringen wollte.
Während Saphire auf einem der breiten Äste nach Atem rang, wuselte das Tier unten am Baumstamm um sie herum. Ab und zu stieß es dagegen, in der Hoffnung dass sie wie ein reifer Apfel herunter fallen würde, doch am Ende hielt sie ihre Stellung. Es vergingen Bange Minuten, die das Wesen den Baum wie ein Wachhund umrundete, bevor es irgendwann weiter zog. Saphire schwor sich nicht einen Abend auf dem Boden dieses Dschungels verbringen zu wollen. Sie konnte nur ahnen, welches Getier ihr nachts auflauern würde und hoffte, dass es hier oben zumindest etwas sicherer war.

Es war eine Erinnerung, ja gar eine Lektion, die ihr in diesem Moment erstaunlich präsent wurde. Etwas hatte sie aus ihren Gedanken gerissen. Einen Moment lang war sie nicht sicher, ob sie nicht nur schon schlief oder sie ein Gefühl aus einen ihrer Träume einholte. Momente später war sie jedoch sicher, dass irgendetwas sich um ihr rechtes Bein gewickelt hatte und weiter nach oben kam. Saphire verhielt sich noch still, suchte in der Dunkelheit den Blick zu den anderen Soldaten im Zelt. Keiner rührte sich, keiner schlug Alarm. Durch das wenige Licht im Zelt konnte sie die Konturen des Wesens am Bein nicht richtig erfassen, schätze es vom Gefühl her aber für eine Art Schlange ein. Für sie gab es nun zwei Möglichkeiten. Eine hektische Bewegung, panisches Aufspringen, wie es manch anderer in solchen Situationen gerne tat, kam nicht in Frage. Es könnte einen Biss des Wesens provozieren, der ihren Anzug durchdringen konnte und sie vergiftete. Ihren Gürtel hatte sie zwar abgelegt, jedoch griffbereit neben ihrer Iso-Matte liegen. Langsam, ganz langsam griff sie mit ihrer rechten Hand danach, während die Kreatur das Ende ihres Oberschenkels erreichte. Vermutlich würde es bald beginnen sich um ihre Taille weiter zu wickeln oder zu einer Art Männerphantasie werden. Letztes ließ ihr Anzug glücklicherweise nicht einfach so zu und so konzentrierte sie sich darauf ihr Vibromesser aus dem Gürtel zu nehmen und im richtigen Moment zuzustechen, bevor eines von beiden Realität werden konnte. Sekunden später, hatte es sich vollends um ihr Bein gewickelt und Saphire glaubte in der Dunkelheit so etwas wie einen Kopf zu erkennen. Sie zögerte nicht länger und stach blitzartig zu. Ein gequältes Zischen war der letzte Laut des Wesens als das Messer durch dessen warmes Fleisch und die Iso-Matte drang. Der Griff um ihr Bein zog sich zunächst fester, lockerte sich aber schließlich. Die junge Soldatin atmete erleichtert aus und begutachtete ihren Fang mit einer kleinen Taschenlampe aus ihrem Gürtel – eine Art Schlange von etwa 2 Meter Länge, aber nicht groß genug um ihr mehr als die Finger abzukauen. Vermutlich war es tatsächlich eher darauf aus, den Körper des Opfers heimlich zu Umwickeln und dann über Atemwege oder andere Körperöffnung einzudringen, um das dann wehrlose Opfer von innen heraus zu verspeisen.  Ein widerlicher Gedanke, aber Saphire war auch kein Biologe und wollte es nicht unbedingt herausfinden. Der Kopf der Kreatur war in ihre Iso-Matte gespießt und irgendwie dachte sie an diesem Abend nicht mehr ans Einschlafen. „Ich brauche einen Baum …“, wisperte sie leise vor sich hin und zog ihren Dolch aus dem Tier.
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BeitragThema: Re: Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks   Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks EmptyMi Jul 30, 2014 12:10 pm

Der Tag begann harmlos. Saphire wollte nach Khalb und den anderen Kranken sehen, da war ein Schuss und ein Knall zu hören. Die Aufregung im Lager war groß. Es war so surreal, dass sie zunächst gar nicht annahm, dass dies nicht die Aktion ihrer eigenen Leute gewesen war. Doch die Lage war ernst und Captain Thrace stellte schnell einen Trupp zusammen. Selbst Illjana schien sich nützlich machen zu wollen und bat ihre Unterstützung an. Aus der Dame in prestigeträchtiger Kleidung, war eine Dschungelkämpferin geworden, die in ihrer derzeitigen, bauchfreien Kleiderwahl jedoch noch immer eher wie ein Foto-Modell auf Safari aussah. Khalb war kreidebleich und wankte. Saphire wollte ihn zur Schonung überreden, doch er zeigte sich unverbesserlich stur. Erst Captain Thrace konnte ihn mit einem Wache-Befehl einigermaßen milde stimmen. Die Leute, die das Lager beschossen und die Trinkwasservorräte reduziert hatten, konnte man nicht fassen. Sie schienen die Gegend besser zu kennen und es gelang ihnen stets ein Schritt voraus zu sein. Saphire musste sich indessen eingestehen, dass sie Khalb vielleicht zu viel Aufmerksamkeit entgegen brachte, nur um ihr schlechtes Gewissen gegenüber Garrm zu beruhigen. Sie erkannte, dass sie mit dem jungen Kreldo bald ernsthaft reden musste, sobald dieses Dschungel-Abenteuer vorbei war.
Den restlichen Tag verbrachte sie in ihrem Körperanzug in einen der Bäume am Rand des Lagers, stets Ausschau haltend, ob die Fremdlinge zurückkehren würden. Ihre Rüstung hatte sie im Lager gelassen, wissend, dass sie hier nur stören würde.

Alles hier erinnerte sie an die Zeit ihres ersten Dschungelabenteuers. Die Probleme waren doch immer dieselben und manchmal kamen unerwartet Neue dazu. Auch damals hatte sie die ersten 4 Tage gerade so überstanden. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass es noch schlimmer kommen könnte, aber mit zwölf Jahren war sie noch längst nicht auf das Schlimmste gefasst. Zwar fand sie zu ihrem Glück regelmäßig Wasserquellen, doch ihren Magen knurrte inzwischen so unaufhörlich, dass sie fürchtete, sie würde damit hungrige Tiere anlocken. Am Tag zuvor hatte sie so etwas wie Trauben an einem Busch entdeckt und in ihrer Not davon gegessen. Es füllte den Magen, so wie es ihn entleerte, denn einige Stunden später, stand sie vor dem eigenen Erbrochenen. Eine dezente Übelkeit mischte sich seitdem mit dem unaufhörlichen Hungergefühl. Durch die ständige Feuchtigkeit und den Schweiß, wurden die Nähte ihrer Kleidung rissig, so dass ihr bereits ein Ärmel leicht hinab hing. Sie hatte nichts um sich Feuer zu machen, geschweige denn den Mut oder die Erfahrung ein Tier zu erlegen. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie schaffte es bald ins Lager im Norden oder sie würde auf den Weg dorthin verhungern.
Eine Dritte erwog sie gar nicht erst und so stellte sie der Dschungel erneut vor eine dieser zahlreichen Prüfungen. Einige Meter vor sich, hinter einem Gebüsch, erblickte sie plötzlich ein Mädchen aus ihrer Gruppe. Es war der erste Mensch seit dem Absprung, dem sie hier begegnet war. Saphire verharrte abwartend hinter ihr, zum einen um sie nicht zu erschrecken, zum anderen um abzuwarten was sie vorhatte. Das Mädchen hatte sie flüchtig unter dem Namen Elise kennen gelernt. Sie war Vierzehn, mit der Figur einer Sechszehnjährigen und hatte langes, braunes Haar. In ihrer rechten Hand hielt sie einen spitzen Stock und bevor sich die Frage stellte, was sie damit wohl vorhatte, stürmte sie schreiend damit los und überwältigte damit ein Kleintier. Saphire war sich nicht sicher, was sie da erlegt hatte, aber es sah aus wie eine Art Eidechse. Immer wieder stach sie auf das Tierchen ein, dass sich wie wild am Boden wand, bis es schließlich regungslos liegen blieb und die Spitze des Stocks abbrach. Als sie sich im nächsten Augenblick umsah, entdeckte sie Saphire und für einen Moment fürchtete diese, dass Elise mit dem Stock auch auf sie losgegangen wäre, wäre er nicht abgebrochen.
Die junge Jägerin tat jedoch nichts dergleichen, sondern lächelte nur erfreut. Es schien so als ob sie froh war jemand anderes aus ihrer Gruppe zu treffen.

Einige Minuten später saß Saphire mit gebannten Augen vor einem Lagerfeuer, dass Elise mit einer Art Zunderstein gemacht hatte. Verglichen mit ihr, war sie hoch technologisiert. Sie hatte Erde ausgehoben, mit einer Art Zunderstein Feuer gemacht, trockenes Holz gesammelt und sogar Beute erlegt. Saphire himmelte sie in diesem Moment förmlich an, zumal sie bereit schien ihren Fang mit ihr zu teilen, der nun über dem Lagerfeuer am Spieß brutzelte.  „Du bist … Saphire, richtig?“, fragte Elise und lächelte sie überfreundlich an. Saphires erste Antwort war das Knurren ihres Magens, was ihrem Gegenüber ein kurzes Kichern entlockte. „J-ja. Wir hatten nicht viel Zeit uns kennen zu lernen … auf den Flug … hier her.“, stammelte sie etwas eingeschüchtert zurück. „Na dann können wir das ja jetzt nachholen. Ich freue mich jemand anderes aus der Gruppe zu treffen.“, meinte sie gut gelaunt. „Ja, ich bin auch froh. Aber … darf ich fragen, wie du das alles hinbekommen hast?“, wollte Saphire mit neugieren Blick wissen. Elise runzelte die Stirn und suchte nach einer Erklärung für die Frage. „I-ich meine, wie du das Feuer gemacht hast und woher du die Waffe hattest.“, schob sie rasch nach. „Ach das? Das war nicht so schwer. Hat man dir das im Unterricht noch nicht gezeigt? Den Stein hier, habe ich gefunden. Er ist leicht Schwefelhaltig und wenn man einen dicken Ast geschickt abknickt und ihn mit einem Stein bearbeitet, wird er wunderbar spitz, wie ein Dolch.“, erklärte sie. Saphire nickte nur und war in Gedanken schon wieder bei ihrer ersten richtigen Mahlzeit seit sie hier war. Ein gewisser Ekel überkam sie immer noch dabei, so ein Tier zu essen, aber in diesen Moment war sie auch nicht mehr wählerisch. Elise deute nach einen kurzen Nicken auf Saphires Kompass. Sie trug ihn immer um den Hals und viel mehr als ihre Kleidung am Leib hatte sie ja sonst auch nicht. „Wie ich sehe, hast du deinen Kompass ja noch. Ich hab meinen verloren. Dann habe ich ja nun doch noch die Chance das Lager zu erreichen. Saph – ich glaube, du bist ein Geschenk des Himmels.“, sagte sie und genau genommen kam sie ja auch aus dem Himmel. Es war schön jemanden zum Reden zu haben und jemanden, der besser mit der Situation umzugehen wusste. Für die nächsten paar Stunden empfand sie dieses Aufeinandertreffen als eine glückliche Fügung, doch wurde es dieses Gefühl schon bald auf eine harte Probe gestellt.
Elise war nicht nur eine findige Jägerin, sie wusste auch, dass zum Überleben Opfer notwendig waren. Als Saphire am nächsten Morgen auf ihrem Baum aufwachte, war sie allein. Ihr Kompass fehlte und nichts deutete darauf hin, dass Elise zurückkehren würde. Das Herz des jungen Mädchens raste. Wie konnte sie nur so naiv sein und ihr vertrauen? Das war schon auf der Station nie eine gute Idee gewesen, doch mit dem Essen, dass sie bereitwillig mit ihr geteilt hatte, war sie leicht zu ködern gewesen. Saphire kante zwar noch die ungefähre Richtung für Norden, aber ob dass sie diese bis zum Schluss beibehalten konnte, war fragwürdiger denn je.

Es hätte ein trostloser Marsch nach Norden werden können, doch einige Stunden später schon, sollte sie Elise wieder sehen. Beide Mädchen waren denselben Instinkt gefolgt, weil sie in der Nähe das Plätschern eines Flusses hörten.  Sie saß gekrümmt an einer großen Baumwurzel und hielt sich die Seite. Ihre Hand war blutig, ihr Blick schmerzverzerrt. Eine gewisse Reue stieg ihr in die Augen als sie die kleine Saphire sah. Erste Tränen liefen ihr die Wangen hinunter und bevor Saphire auch nur ein Wort sagen konnte, bat sie bereits um Verzeihung. „E-es tut mir Leid! Ich … ich hatte keine Wahl! Ich hab selbst kaum gegessen und wollte dich nicht auch noch mit durchfüttern. Es … es war ein Fehler! Es tut mir so Leid. Bitte hilf mir.“
Sie starrte Elise eine Zeit lang völlig ausdruckslos an. Quälend lange Minuten vergingen, in der Elise ihr Flehen und ihr Wimmern wiederholte. „Was ist passiert?“, fragte Saphire schließlich in einen überraschend emotionslosen Ton. „Ich … ich war am Fluss. Ich wollte etwas trinken, da fiel mich dieses Tier an. Es hat mich gebissen. Ich konnte es abwehren und davon laufen, aber ich glaube, es ist noch in der Nähe. Ich schaffe es nicht mehr weiter ohne dich.“, erklärte sie und streckte ihre freie Hand nach ihr aus. Das kleine, blonde Mädchen ging auf sie zu und sah sich um. Ihr Blick war vergleichsweise gefestigt, unlesbar für ihren Gegenüber. Sie stellte fest, dass Elise eine schöne Blutspur in den Boden getropft hatte. Trotzdem half sie ihr auf. Elise Miene zeigte sich erschöpft und dankbar zugleich. „Wir müssen deine Blutung stillen.“, sagte sie leise und stützte sie beim Gehen der folgenden Meter. Weit würde sie jedoch nicht mehr kommen, denn die Tiere des Dschungels waren exzellente Fährtenleser und eine frische Blutspur war wie ein großer Pfeil für sie, der ihnen sagte, wo es etwas zu essen gab. Als Saphire in die Echsenaugen des zweibeinigen, raptorenartigen Wesens sah, wusste sie, dass ihre noble Geste Elise nicht das Leben retten konnte. Das Tier war zwar kaum größer als Elise, aber seine scharfen Krallen und Zähne machten es zu einem besseren Jäger. In diesem Moment wurde sie selbst zur potentiellen Beute und alles was ihr blieb, eine bittere Entscheidung zu treffen. „Es tut mir Leid, Elise.“, sagte sie und ließ von ihr ab. „Was?! Nein! Warte! Du kannst mich doch nicht ….“, schrie diese verzweifelt. Saphire griff in ihren Ausschnitt und riss ihr den Kompass vom Hals, umschloss ihn fest mit der Hand. Das Tier legte unterdessen einen erstaunlichen Sprint auf die beiden zu. Sie hatte keine Waffen und keine Kraft um es abzuwehren,  also entschied sie im Sinne des Karmas. Sie lief davon und wollte weghören, doch hinter ihr hörte sie noch die angsterfüllten Todesschreie von Elise. Schreie, die sie bis ins Mark erschütterten und sich in ihre Erinnerung brannten.

Bis heute bereute sie die Entscheidung, doch egal welche Szenarien sie heran zog, ihr kam nie eines in den Sinn wie sie das Mädchen hätte retten können, ohne sich selbst zu opfern.  Saphire  hoffte, dass sie nicht erneut mit einen ihrer Soldaten in diese Lage geraten würde. Im Zweifelsfall war man auf sich allein gestellt, doch als Gruppe war man immer stärker.
Ein Zischen riss sie aus ihrer Gedankenwelt und Sekunden später sah sie eine große Schlange auf dem Ast über ihr. Saphire riss die Augen auf. Nicht mal auf dem Bäumen war sie vor derlei Getier sicher. Dieses Schlangenwesen war jedoch deutlich größer und länger als das Tier, das sie am Abend zuvor im Zelt angefallen hatte. Und es war schneller, denn noch bevor sie ihren Vibrodolch aus dem Gürtel ziehen konnte, fiel die Schlange bereits über sie her. Die junge Soldatin fing den Kopf der Kreatur gerade noch mit ihren beiden Händen ab, bevor es sie beißen konnte. Das Tier war jedoch kräftig und trieb sie ans Limit. In ihrer Verzweiflung und der Gewissheit dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnte, ließ sich mitsamt der Schlange vom Baum fallen. Sie durchschlug einige kleinere Äste auf den Weg nach unten, die ihren Sturz leicht bremsten. Des Wesen hatte nicht damit gerechnet, dass sie es mit herunter ziehen würde und landete prompt neben ihr in der Erde. Adrenalin schoss durch Saphires Adern und in Sekundenschnelle hatte sie ihr Vibromesser griffbereit. Bevor die Schlange sich neu orientieren konnte, stieß sie dieser gleich mehrfach das Messer durch den Kopf, bis es sich nicht mehr zuckte. Durch das Geschrei und die Geräusche aufmerksam geworden, kamen einige Soldaten aus dem Lager zu ihr gelaufen. Sie sahen die junge Scharfschützin fragend an, die Waffen schussbereit. „Schätze ich hab was zu essen gefunden.“, meinte diese nur, rappelte sich auf und humpelte ins Lager zurück.
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BeitragThema: Re: Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks   Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks EmptyDo Jul 31, 2014 1:36 pm

Fünf Tage ohne Rettung waren vergangen und mit jedem Tag wurde es schlimmer. Die Rüstungen der Soldaten waren ohne Kühlung zu kleinen Öfen geworden und seither kaum noch getragen. Saphire hatte noch ihren Körperanzug, aber nicht jeder hatte diese Möglichkeiten. Fieber, Übelkeit und andere Müdigkeitserscheinen zogen wie eine Grippewelle durchs Lager. Wasser und Medikamentenvorräte schwanden dahin, wie Eis das in der Sonne schmolz. Als wäre all das noch nicht genug, endete ein Ausflug zu einem unbekannten Brandherd im Westen des Lagers zu einem mittelschweren Desaster. Zwar konnte man einige, feindlich gesinnte Drohnen abschießen, aber dafür ging Corporal Devron verloren. Gleichzeitig kam es im Lager zu einem Zwischenfall in dem Illjana verwickelt war. Die sonst so taffe Propaganda-Dame des  Imperiums hatte Khalb außer Gefecht gesetzt und wollte unter nicht näher genannten Gründen aus dem Lager fliehen. Saphire saß nun am Bett des schlafenden Khalb und beobachtete den Jungen.
In Gedanken war sie bei Illjana. Warum nur hatte sie das getan? Sie hatte fast Angst zu ihrer Befragung zu gehen, weil sie vielleicht Antworten erhalten würde, die ihr nicht gefielen. Immerhin war Illjana eine der wenigen, echten Freunde im Regiment für sie gewesen. Nun stellte sie dies jedoch mehr denn je in Frage. Sie hoffte darauf, dass sie einfach nur halluziniert hatte und sich alles simpel erklären ließ. Doch warum hatte sie das Khalb angetan? Warum sendeten ihre Feinde Drohnen zu ihnen aus? Warum nahmen Sie Gefangene? Sie hatten nichts, was man für sie hätte eintauschen können. Saphire verzweifelte und grub ihr Gesicht in Ihre Hände.

Verzweiflung war es auch, dass sie damals im Dschungel wiederfuhr, als man sie als Kind dort ausgesetzt hatte. Der Weg, den der Kompass vorgab war noch lang. Jeden Tag musste sie weiter, stets angespannt, stets wachsam um nicht überfallen oder gefressen zu werden. Sie hatte von Elise gelernt und versucht ein Kleintier zu erlegen. Bisher jedoch vergebens. Eine Waffe machte aus ihr noch keinen guten Jäger. Manches mal, wollte sie einfach stehen bleiben und aufgeben. Von Hunger getrieben, war sie nicht sicher, ob es überhaupt Sinn machte, weiter zu gehen. Die Alternative erschien ihr aber noch weniger sinnbehaftet. Verzweiflung trieb sie voran, nicht die Motivation den Dschungel zu besiegen.
Ein Regenschauer plätscherte am 6. Tag auf sie nieder. Auch wenn viel davon in den Baumkronen landete, so öffnete sie doch bereitwillig ihren Mund nach oben um etwas davon zu trinken. Es gab nur drei Zustände, seit sie hier war. Entweder war sie durchnässt vom Regen, der Luftfeuchtigkeit oder vom Schweiß. Irgendwie vermischte sich das alles miteinander und ausgerechnet an diesen Tag sollte eine weitere Komponente hinzukommen.
An einer kleinen Lichtung entdeckte sie zwei Wildtiere, die ein größeres Tier gerissen hatten und es gierig verspeisten. Saphire hatte sie inzwischen als „Beißer“ bezeichnet, auch wenn das sicher nicht die korrekte Artenbezeichnung für sie war. Sie gehörten zu der Art, die ihr zuletzt schon am Wasserfall begegnet war. Reflexartig suchte sie sich den nächstgelegenen Baum und kletterte hinauf. Eigentlich war das eine gute Gelegenheit, denn wenn sie etwas übrig lassen würde, hatte das kleine Mädchen vielleicht wieder eine Gelegenheit etwas zu essen. Sie musste nur noch einen Feuermacher finden. Der Baum, auf dem sie kletterte hielt jedoch noch eine weitere Überraschung für sie bereit. An den Ästen bemerkte sie Früchte, die wie eine Mischung eines Kürbisses und einer Birne aussahen. Sie wagte die Annahme, dass das große, gefallene Tier ein Pflanzenfresser war und vielleicht an einer dieser Bäume hier essen wollte. Ihr Magen knurrte und sie musste es riskieren. Die Frucht konnte giftig, vielleicht sogar tödlich sein, aber vielleicht war es auch ihre Rettung, denn allein an diesem Baum hangen genug Früchte für die nächsten Tage. Sie biss hinein und zog das Gesicht zusammen, aber sie bemerkte schnell, dass es süßlich und fruchtig schmeckte. Fruchtwasser lief ihr das Kinn hinunter, das sie begierig aus der Frucht saugte. Sie verzerrte die handballgroße Kürbisbirne – so benannte sie dieses Gewächs später – in wenigen Minuten und ließ nur den Kern übrig. Ein zufriedenes Lächeln durchzog ihr Gesicht als ob sie gerade die leckerste Mahlzeit der Welt gegessen hatte. Sie aß noch 2 weitere und ließ die Kerne zu Boden plumpsen. Die Beißer bemerkten davon zum Glück nichts. Als diese weiter zogen und von ihrer Beute kaum mehr als die Knochen übrig war, pflückte sie noch einige Früchte, warf sie vorsichtig herunter und sammelte sie nach dem Abstieg ein. Ihre fehlte ein Rucksack um alle zu tragen und mit ihren beiden Händen konnte sie auch nur wenige davon fassen. Sie zog Ihr Shirt nach vorne aus und legte die Früchte darauf. Mit dem Känguru-Prinzip konnte sie zwar nicht so viel tragen wie erhofft, aber immer noch mehr als sonst möglich. Doch wie immer, wenn etwas Gutes passierte, schlug der Dschungel mehrfach mit aller Härte zurück. Erst riss ihr Shirt unter dem Gewicht der Früchte und wenig später bekam sie Bauchschmerzen. Durst trieb sie schließlich in Richtung eines Flusses. In der einen Hand ihren spitzen Stock, in der anderen die letzte Frucht. Es war still, verdächtig still, aber es war kein Tier zu sehen. Rasch machte sie ihre Hände frei und kniete sich ans Ufer. Sie trank hastig und prüfte nach jedem dritten Schluck erneut die Umgebung ab. Nichts außer diese unheimliche Stille. So schnell wie sie dahin gekommen war, zog sie sich auch wieder zurück, nicht wissend, dass sie beobachtet wurde.

Saphire erinnerte sich, dass sie ihr Gefühl damals nicht getäuscht hatte, aber auf Illjana ließen sich Instinkte nicht anwenden. Sie griff sich an ihr Bein, dass noch immer etwas von ihrem Sturz vom Baum wehtat und versuchte den Schmerz zu verdrängen. Es war nichts gebrochen, aber die Schwellung tat ihr übriges.
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BeitragThema: Re: Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks   Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks EmptyFr Aug 01, 2014 10:49 am

Das Rettungsschiff kam am 6. Tag gerade noch rechtzeitig um zu verhindern dass das Lager von einer Horde Gundarks überrannt wurde. Kurz zuvor hatte Saphire sich mit einer Granate und Garrms feuriger Unterstützung davor gerettet zerfleischt zu werden. Selbst in den kritischen Momenten, wusste sie genau, wie sie sich drehen, wenden und verhalten musste um am Leben zu bleiben. Die Explosion hatte den Gundark schwer getroffen, aber sie selbst mitgerissen. Sie wusste nicht mehr wie lange sie bewusstlos am Boden gelegen hatte. Ihr Körper und ihre Instinkte ließen sie aber auch dann nicht ruhen. Erst als sie die herbeieilenden Truppen des Imperiums aus dem Landetransporter sah, wusste sie, dass sie es endlich überstanden hatte. Vermutlich hatte sie sich das rechte Bein an mehreren Stellen geprellt, dazu auch den Torso und die Arme. Ihr Körperanzug war an mehreren Stellen gerissen und ließ Einblicke auf Schürfwunden am Bauch, Hüfte und Rücken zu.
Alles im allem hätte es sie aber schwerer erwischen können, was irgendwie auch Zeichen ihres Könnens war. Immerhin war sie durch den Angriff dieser Bestien von einem Baum geschleudert wurden, aber da sie günstig durch das Ast- und Blätterwerk gefallen war, blieben ihr Knochenbrüche erspart. Dafür taten die schweren Prellungen nun umso mehr weh. Die Schmerzen würden noch einige Zeit anhalten, aber eine Wunde nagte besonders an ihr.
Bei all den Soldaten im Lager hatte sie sich ausgerechnet in Illjana getäuscht. Als diese am Abend zuvor Khalb betäubt hatte, ihn ein Messer anhielt und versuchte aus dem Lager zu entkommen, war sie von einer guten Freundin auf einmal zu einer Feindin geworden. Immer wieder hatte sie gehofft, dass Verhalten auf subtropische Krankheitserreger und Fieberwahn zurückführen zu können, doch die bisherigen Befunde waren negativ. Die Nacht brach über das Lager hinein und sie saß apathisch vor dem Zelt in dem Illjana verhört wurde. Die junge Soldatin hatte versucht auf sie einzuwirken, damit sie sich durch eine Aussage entlasten würde, doch nach diesem Tatbestand drohte ihr nichts anderes als der Tod wegen Hochverrats. Vermutlich, so dachte Saphire bereits, sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis man ihr Umfeld nach möglichen Kollaboraturen durchsuchte und so auf sie selbst traf. Ja, Saphire fühlte sich bisher mit Illjana befreundet und das konnte ihr nun zum Verhängnis werden. Illjana war eine der wenigen Menschen, die sie so nahm wie sie war und sie dann sogar noch mochte.  Saphire rügte sich und ihre Instinkte. Warum hatte sie es nicht kommen sehen? Immerhin war sie ja eine ehemalige Piratin, die zum Dienst gezwungen wurde. Vermutlich war es zu offensichtlich um real zu sein, fürchtete sie. Alles war wieder so, wie zu ihrer Kindheit. Vertraue Niemanden.  Irgendwann, so hatte sie schmerzlich in der Zeit bei Red Moon erfahren müssen, würde jeder eine Freundschaft gegen sie verwenden. Als Einzelgänger war sie bisher immer noch am besten gefahren. Geschichte wiederholte sich. Damals bei Red Moon, danach mit Riley und schließlich verriet sie allem Anschein auch Illjana. Saphires Gedanken kreisten folglich um Sarah. In diesem Moment griff sie nach ihr wie ein Ertrinkender nach einem Strohhalm. Emotional angeschlagen, wie sie sich in diesem Moment fühlte, zweifelte sie an allem. Immerhin hatte sich Sarah in ein anderes Regiment versetzen lassen, wenn auch zunächst nur temporär und zu Beratungszwecken, aber damit auch weiterweg von ihr und dem 17. Sturmregiment. In diesem Moment brauchte sie Captain Keeler wohl mehr als sie sich bewusst machte, doch sie war weit außer Reichweite. So taff wie sie sein wollte, war sie nun längst nicht mehr. Einsamkeit machte sich in ihrem Herzen breit, genau wie damals, als man sie in ihr erstes Dschungelabenteuer warf.

Sie erinnerte sich, wie sie einsam im Dschungel an einer riesigen Baumwurzel ausharrte, die Beine angewinkelt, den Kopf darin vergraben um ihre Tränen zu verbergen. Minuten zuvor hatte sie beim Austreten Blut im Schlüpfer bemerkt. Einen Moment hatte sie Sorge dass ihr Verdauungssystem versagt hätte, doch sie musste sich nun mehr denn je mit dem Gedanken auseinander setzen, erwachsen zu werden. Seit sie auf der Station war, konnte sie zwar nie richtig Kind sein, aber irgendwann hatte sie sich damit abgefunden und daran gewöhnt. Unter den Mädchen dort galt sie ohnehin als Spätzünder und wäre sicher noch Problemlos als zehnjährige durchgegangen. Aber sie wollte nie so sein wie die Mädchen auf der Station, die früher oder später immer auf ihren Körper zurück griffen um zu bekommen was sie wollten. Sei es nun Zigaretten, Make-Up oder andere Accessoires. Manchmal wünschte sie sich lieber als Junge geboren wurden zu sein um all das besser ertragen zu können, um weniger emotional zu denken, weniger wie das schwache Geschlecht von anderen behandelt zu werden. Sie bekam Angst eines Tages nur noch auf Busen und Po reduziert zu werden, sollte sie dieses Abenteuer hier überleben. Selbst ihre Ausbilder sagten ihr immer wieder, dass sie es als Mädchen ohnehin zu nichts bringen würde. Sie wollte ihnen das Gegenteil beweisen, aber in diesen Tagen bewies ihr sowohl der Dschungel als auch ihr Körper, dass die Leute, die sie versklavt hatten, vielleicht doch nicht so falsch lagen.
Sie fasste einen letzten Entschluss und ballte ihre rechte Hand zur Faust. Nein, sie würde es allen zeigen, sie würde es allen beweisen, dass sie mehr war, als das, was man ihr nahe legte zu sein. Der einfachste Weg war sicher der bequemste, aber bestimmt nicht immer der Beste.
Gerade als sie wieder etwas Mut gesammelt hatte und aufsah, bemerkte sie jedoch, dass es verdächtig still um sie herum geworden war. Es  war geradezu gespenstisch und erinnerte sie an das was sie einige Stunden zuvor am Fluss erlebt hatte. Obwohl sie zwischen den Bäumen nichts sah, spürte sie, dass sie nicht länger allein war. Angst stieg in ihr auf und lähmte sie für einen Moment. Schließlich griff sie ihren spitzen Stock und lief in Richtung Norden davon. Etwas war da draußen und es schien ihre Witterung aufgenommen zu haben. Vielleicht war es das Blut oder ihr Geruch als solches, der es anlockte. Ihr Instinkt prophezeite ihr eine große Gefahr. Sie lief so schnell ihre Beine und Lungen sie tragen konnten und spürte mit jedem Schritt, den sie auf den Boden setzte, dass da noch etwas anderes war, das die Erde leicht zum Erzittern brachte. Wie so oft kletterte sie nach einigen Metern vor Erschöpfung auf einem Baum und hoffte sich dort in Sicherheit.
Eine Fehleinschätzung, denn einige Momente später, sah sie aus den Augenwinkeln ein Wesen auf einen gegenüberliegenden Baum huschen. Sie konnte nicht erkennen, was es war, aber es war sicher kein Beißer.
Giftgrüne Augen starrten aus dem Blätterwerk gegenüber auf sie, begleitet von einem düsteren Schnurren. Etwas näherte sich auf einem Ast, etwa so groß wie sie, doch schlanker und wendiger als ein Beißer. Durch die gepunktete Färbung des Fells war es im Blätterwerk des Baumes und den einfallenden Lichtschein fast perfekt getarnt für das menschliche Auge. Weiße Reißzähne blitzen aus dem sich langsam öffnenden Maul hervor. Eine vergleichsweise große, schwarze Nase zierte den Kopf des Wesens, der nicht viel größer war als der eines erwachsenen Menschen. Generell kam die Statur und Körperbau der einer riesigen Wildkatze am nächsten.
Saphire schluckte, denn dieses Tier schien cleverer als die anderen. Sie kletterte den Baum hektisch wieder hinab, doch das Wesen machte einfach einen Sprung und landete bequem auf allen vieren, lange bevor das Mädchen vollständig unten angekommen war. Ängstlich tapste sie rückwärts, ihren spitzen Stock auf das Tier gerichtet. Es knurrte sie noch einen Moment an, machte dann aber einen Satz zur Seite und verschwand im Dickicht des Waldes. Es war schnell, sogar sehr schnell. Saphire wurde panisch, drehte sich immer wieder wild umher. Im letzten Augenblick bemerkte sie, wie es sich plötzlich von der Seite näherte und auf sie sprang. Krallen bohrten sich in ihre Schultern als sie umgerissen wurde. Der Schmerz war entsetzlich und sie schrie laut auf, während sich ihre Augen vor Pein schlossen. Ihre Hände verkrampften und ließen ihren Stock nur noch fester Umgreifen. Nur aus Reflex, eher Blindwegs stieß sie diesen seitlich in Richtung des Tiers und traf das linke Auge der Bestie, kurz bevor diese zu einem tödlichen Biss ansetzen konnte. Das Wesen jaulte auf und versuchte mit seinen Planken den Stock aus dem Auge zu bekommen. Saphire war für diesen kurzen Moment von der Last des Tieres befreit und kroch davon. Kaum dass sie einen Meter weit gekommen war, raffte sie sich auf und lief so weit und schnell sie ihre Beine tragen konnten. Adrenalin schoss durch ihre Adern und betäubte jeden Schmerz. Sie blickte nicht hinter sich, spürte aber bald schon wieder die wütende Bestie hinter sich. Der Weg führte sie durch einen dichten Busch, dessen Blattwerk ihr für einen Moment die Sicht nahm. Ihre Beine liefen weiter, selbst dann noch als sie merkte, dass sie keinen Boden mehr unter den Füßen hatte und sie nach unten fiel.

Sie wusste nicht mehr wie tief sie gefallen war. Fünfzig? Vielleicht Einhundert Meter? Was sie wusste war, dass sie unten auf einem Fluss aufschlug, der tief genug war um ihren Sturz abzufangen. Sie erinnerte sich an den Kampf gegen den Flusslauf, der sie irgendwann erschöpft ans Ufer brachte. Vielleicht, so hoffte Saphire, als sie vor Illjanas Zelt verharrte, war ihr der Instinkt von damals doch nicht abhandengekommen und das was für sie in den letzten 6 Tagen keinen Sinn ergeben hatte, sich nun bald wie ein Puzzle zusammen fügen würde.
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BeitragThema: Re: Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks   Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks EmptySa Aug 02, 2014 11:26 am

Als Saphire auf den Weg nach Besh erfuhr, dass die letzten 6 Tage eine Übung unter Überwachter Umgebung war, war es so als ob jemand ihre Gedanken sprengte. Immerhin waren einige Soldaten zum Teil schwer verletzt oder erkrankt. Captain Thrace, der eingeweiht war versuchte genau wie Lt. Thun allen zu ihren großartigen Leistungen zu gratulieren, aber einige, speziell die Verletzten und Kranken konnten diese warmen Worte eh nicht mehr wahr nehmen, als sie kurz nach der Landung ins Lazarett gebracht wurden. Saphire hatte sich der Gruppe angeschlossen, denn jedes weitere Wort wäre in diesen Momenten wohl zu viel für sie gewesen.

Minuten später, im Übergangslager von Besh hatte Saphire Quartier bezogen und sich auf ihr Bett gesetzt. Eigentlich hatte sie sich beim Abflug auf eine schöne, ausgiebige Dusche gefreut, eigentlich tat ihr auch noch alles irgendwie weh, eigentlich wollte sie ihren beschädigten Körperanzug gegen eine frische Uniform tauschen, aber ihre Gedanken kreisten noch immer um die unschöne Wahrheit, die man ihr mitgeteilt hatte. Immer wieder warf sie einen kleinen Ball zu Boden, der aufstieg, an einer Wand abprallte und wieder zurück in ihre Hand flog. Ihre Armbewegung dazu war fast mechanisch und sie schien sich nicht einmal darauf konzentrieren zu müssen, so abwesend, wie ihr Blick wirkte. Es war schwer zu verarbeiten, dass sie sechs Tage auf einem Dschungelplaneten ausharren musste, mit zu wenig von allem, was man dafür gebraucht hätte und ihre Vorgesetzten Bescheid wussten. Der Pilot hatte bei dieser Aktion ja fast sein Leben verloren. Master Sergeant Blex war übel zugerichtet, Khalb fast an einer Injektion zu Grunde gegangen. Das alles unter Aufsicht von Lt. Thun und den Eingeweihten. Hätte man wenigstens nicht die Kranken und Verletzten wegeschaffen können? Wäre die Übung wirklich so anders abgelaufen, wäre man eingeweiht gewesen? Noch viel schlimmer wog in ihr jedoch der Gedanke, dass sie es nicht durchschaut hatte. Sie hatte Indizien, sie hatte gemerkt dass Dinge nicht zusammen passten, aber ihr unerschütterliches Vertrauen ins Imperium hatte sie blind gemacht. Illjana, so wusste sie nun, war eingeweiht gewesen und damit betreut Misstrauen im Lager zu stiften. Das mochte zwar erklären, warum sie sich so seltsam aufgeführt hatte, aber warum sie Khalb dafür mit Gift betäuben musste, schien ihr immer noch etwas suspekt. Vermutlich hatte sie Befehle befolgen müssen, auch diese, die gegen ihr moralisches Empfinden gingen. Saphire hatte dies in ihrer Zeit als Agentin nur allzu oft erlebt. Sie kam sich lächerlich vor, dass sie in ihr eine Verräterin gesehen hatte und wusste gar nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie ihr nun wieder über den Weg laufen würde. Irgendwie tat es immer noch weh. All diese Emotionen auf einmal waren zu viel für sie um sie mal eben zu ordnen und zu verarbeiten.

Als kleines Mädchen auf ihrem ersten Dschungelabenteuer kannte sie nur eine Emotion als sie erschöpft am Ufer eines Flusses aufwachte, der fast genauso tödlich war, wie die Bestie, die sie dort hinein gejagt hatte. Erleichterung.
Eine Zeit lang wollte sie sogar nur liegen bleiben und nie wieder aufstehen, aber sie wusste, dass sie es besser ins Lager schaffen sollte, wollte sie weiter leben. Als sie aufsah, bemerkte sie in einiger Entfernung in den Klippen so etwas wie einen Aufstieg. Nicht natürlich, sondern ein Metallgerüst, gebaut von Menschen. Konnte es sein, dass sie ihrem Ziel näher war als sie gedacht hätte? Etwas erschöpft wankte sie auf das Bauwerk zu und mühte sich den Weg hinauf, die Hand stützend ans Geländer gelegt. Mit jedem Schritt nach oben bemerkte sie, wie erschöpft sie eigentlich war. Hunger, Durst, fehlende Kraft – all diese Dinge drückten auf ihre Moral und doch schaffte sie es bis nach oben zum Ende der Klippe. Dort erblickte sie einen Trampelpfad, der durch die Waldlandschaft führte. Sie verdrängte den Schmerz und hoffte nur noch am Ziel anzukommen. Nach Fünfzehn weiteren Minuten schleppenden Fußmarsches, erreichte sie schließlich eine Lichtung auf dem sie ein umzäuntes Gelände vorfand. Dahinter lag ein Lagerkomplex, von Menschenhand erschaffen und auch erkennbar belebt. Es gab nur vier Gebäude und etwa fünf Wachleute, die sie von dort aus erkennen konnte, aber das war mehr als sie sich eine Stunde zuvor noch zu erhoffen gewagt hatte. Ein letztes mal blickte sie auf ihren Kompass. Er hatte den kleinen Ausflug in den Fluss gut überstanden und blinkte. Das war das Zeichen, dass man dem Ziel sehr nah war.
Als man sie wenig später durch die Lagertore passieren ließ, näherte sich ihr ein gut gerüsteter Söldner. Er hatte keine Haare, aber einen Drei-Tage-Bart und allerlei Narben im Gesicht. Er musterte sie von oben bis unten. Der Söldner sah ein Mädchen vor sich, deren Kleidung an verschiedenen Stelle aufgerissen war, völlig erschöpft, mit einen beinah apathischen Blick. „Name?“, fragte er mit strenger Stimme. „Sa…Saphire Morrison.“, ächzte sie erschöpft heraus. Einen Moment lang ging er eine Liste auf seinem Datapad durch und begann dann zu Schmunzeln. „Das gibt’s doch nicht. Ob du’s glaubst oder nicht, Kleine, aber einige Leute werden heute ein paar Credits verlieren. Fast jeder hat drauf gewettet, dass du eine der ersten bist, die drauf geht.“, meinte der Mann amüsiert. „Eh … schön dass ich sie enttäuschen durfte?“, gab Saphire vorsichtig zurück. Ihr fehlte die Kraft und der Mut ernsthaft beleidigend zu werden, wo man ihr ganz nebenbei sagte, dass bestimmte Leute schon auf ihren Tod gewettet hatten. Der Söldner lachte und gab ihr einen leichten Klapps auf den Rücken. „Schon okay, Kleine. Geh dort hinten zu dem blauen Gebäude. Dort wird man sich um dich kümmern und … ach ja, falls es dich interessiert. Du bist Nummer 4.“, sagte der Mann und wirkte dabei sogar vergleichsweise freundlich.  „Nummer 4?“, fragte Saphire verwirrt. „Du bist die Vierte, die es hier her geschafft hat. Drei Jungs trafen gestern als Gruppe hier ein. Mit dir hat heute sicher kaum jemand gerechnet.“, erklärte er und wies noch einmal auf den Weg, den sie nun gehen sollte. Vermutlich wäre sie stolz drauf gewesen, dass sie es als erstes Mädchen geschafft und die Erwartungen der Söldner übertroffen hatte, aber in diesem Moment war es ihr egal. Alles was sie wollte war frische Kleidung, Essen und Trinken im Überfluss und ein Bett.

Erstaunlicherweise waren die Gedanken nach dem unfreiwilligen Ausflug auf die Mondwelt des Hoyjan-Systems nun ziemlich identisch. Saphire fing ihren Ball ein letztes mal und legte ihn auf dem Bett ab. Gedanken um die Zukunft, konnte sie sich auch später noch machen. Alles war besser als eine knallharte, tödliche Dschungelwelt, heute wie damals.


OOC:
Das war das letzte Kapitel, passend zum Survival-Event. Es war eigentlich ganz entspannend mal so etwas zu schreiben. Vielleicht lege ich noch eine kleine Zeichnung von Saphire mit 12 Jahren nach, wie sie damals in den Flashbacks ausgesehen hat Smile
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Saph

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BeitragThema: Re: Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks   Rückkehr in die grüne Hölle - Saphire Flashbacks EmptyMo Aug 04, 2014 5:45 pm

Abschließend noch eine Grob-Skizzierung, wie man sich Saphire mit 12 Jahren nach dem Dschungelabenteur vorstellen kann. Das war mal ein erster missglückter Versuch. Ich denke, ich werde demnächst noch mal versuchen Saphire etwas besser zu treffen.

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